Rohfaser
– kann man das essen?
„Iss lieber Vollkornbrot und Gemüse, das ist doch
gesund!“ – ein Satz den viele von uns kennen. Diese Nahrungsmittel enthalten
besonders viel Rohfaser. Wir beleuchten, welche Vorteile Rohfaser bringen,
insbesondere in der täglichen Fütterung von unserem Gartengeflügel. Fasern
schmecken nach nichts und viele Nährstoffe bringen sie dem Körper auch nicht –
weder für Menschen noch für Tiere. Wozu also der Hype um Rohfaser, „high fiber
diets“, Ballaststoffe, und Co.?
Rohfasern gehören zu den Struktur-Kohlenhydraten.
Sie sind weder in Wasser, noch in Säure oder Lauge aufzulösen. Rohfaser ist
genau wie Rohprotein oder Rohfett ein Bestandteil jedes Nahrungsmittels.
Pflanzen haben einen hohen Gehalt an Rohfaser. Im Kontrast dazu sind zum
Beispiel Fleisch, Butter oder Milch arm an Rohfaser. Pflanzen bestehen wie alle
Lebewesen aus Zellen. Wenn Pflanzen gegessen werden, kann die Wand der
Pflanzenzelle nicht verdaut werden. Diese Zellwand wird als Faser bezeichnet.
Das Innere der Zelle ist sehr wohl verdaulich und bringt Nährstoffe und
Energie. Das Zellinnere besteht unter anderem aus Eiweißen, Zuckern, Fetten.
Die Zellwand, also Faser, rutscht einfach weiter durch den Magen-Darm-Trakt.
Auf dem Weg werden die Fasern dann von der Darmflora verarbeitet.
Ballast oder Wohltat?
Rohfasern sind auch unter dem Namen Ballaststoffe
bekannt. Bei „Ballast“ denken wir ja nicht direkt an Erleichterung, Gesundheit
und Vitalität. Ballaststoffe füllen. Sie machen satt und stabilisieren die
Verdauung. Meist denken wir bei Ballaststoffen an Vollkornbrot oder Gemüse, bei
Tieren zum Beispiel an Heu. Menschen und unsere Haustiere essen immer weniger
faserbetonte Nahrungsmittel. Denn Fasern haben den Ruf, aufbauende Nährstoffe
und Energie zu verdrängen.
Ordentliche Studien zeigen, dass Fasern unzählige
gute Effekte auf die Gesundheit haben. Insbesondere bei Hühnern und anderem
Geflügel ist die Wirkung von Faserstoffen aktuell gut erforscht.
Ballaststoffe sind nicht verdaulich, was bedeutet,
dass sie also nicht vom Körper aufgenommen werden, so wie Mineralien, Proteine,
Fette oder Zucker. Sie verbleiben immer im Magen-Darm-Trakt und bilden den
Hauptteil des Kots. Warum aber alle Lebewesen diesen „Ballast“ zu sich nehmen
müssen wird deutlich, wenn wir uns die Darmflora angucken. Die Darmflora
ernährt sich nämlich ausschließlich von Fasern. Sie setzt Faserstoffe in einem
stetigen Fermentationsprozess um.
Stellen wir uns mal den Magen-Darm-Trakt als lange
Röhre vor. Sie ist bei Mensch und Tier grob gleich angelegt und wird von einer
dünnen Schicht bekleidet, der Schleimhaut. Wenn Sie sich die Innenseite Ihrer
Lippe anschauen, sehen Sie, wie diese Schleimhaut im gesamten Verlauf dieser
Röhre ausschaut. Diese sensible Schleimhaut ist die Verbindung zwischen der von
außen kommenden Nahrung, und dem eigentlichen Körperinneren auf der anderen Seite
der Darmwand. Auf der Schleimhaut lebt die Darmflora. Sie wird auch intestinale
Mikrobiota genannt. Dieses Mikrobiom besteht aus Abermillionen kleiner
Bakterien, Pilze und anderen winzig kleinen Organismen. Diese Gemeinschaft ist
immer in Bewegung. Sie steuert den Verdauungsstoffwechsel, hält die Darmwand
gesund und unterstützt das Immunsystem. Es gilt also, das Mikrobiom immer zu
pflegen. Wenn genügend Fasern im hinteren Teil dieser Röhre ankommen, vor allem
im Dickdarm, hat die Darmflora auch genug Futter. Durch die Fermentierung von
Fasern hält sich die Darmflora stabil. Das Milieu im Darm bleibt so vorteilhaft
für gewünschte Kulturen. Für die Tiere bedeutet das ein gutes Wohlbefinden und
ein geformter Kot. Zudem entsteht Energie, die als Körperwärme und für die
Darmzellen selbst genutzt wird – welch schöner Nebeneffekt von Fasern.
Fasern haben ein hohes Quellvermögen. Sie vergrößern ihr Volumen durch Wasseraufnahme und regen so den Darm zu vermehrter Darmbewegung an.
Fasern für eine gute Verdauung und Abwehrkraft
Ein ordentlicher Rohfaser-Anteil in der Nahrung
ist die Grundbedingung für eine regulierte Verdauung und Abwehrkraft. Dass eine
starke Darmflora die Grundlage eines fitten und kräftigen Körpers ist, ist
nichts Neues. Dies gilt natürlich auch für unser Gartengeflügel.
Zusammengefasst haben Fasern folgende Vorteile:
Rohfaser besteht aus verschiedenen natürlichen
Substanzen, vielleicht haben Sie schon einmal von Cellulose, Pektin, Inulin
oder Lignin gehört?
Abhängig davon, ob eine Pflanze eher starr und
hölzern, oder weich und biegsam ist, hat die Pflanze verschiedene Einflüsse auf
die Verdauung. Weiche, biegsame Pflanzen wie frisches Gemüse, saftiges Gras und
Früchte enthalten viel Pektine und Hemicellulose. Diese Fasern beruhigen den
Darm und fördern die gute Darmflora.
Harte, stängelige und trockene Pflanzen wie Heu, Getreidespelzen und
Hülsen, Zweige und getrocknete Kräuter bestehen vor allem aus Lignin und
Cellulose. Diese Fasern stimulieren die Darmbewegung und sorgen für festen Kot.
Alle diese
Faserteile sind wichtig und bieten vorteilhafte Funktionen für das Tier. Daher
werden sie auch funktionale Fasern oder dietary fibers genannt. Vielleicht
haben Sie diesen Begriff schon einmal gehört?
Warum Fasern ergänzen?
Der Faseranteil im körnerbetonten Hauptfutter ist
oft nicht ausreichend für Hühner, weswegen Fasern zusätzlich angeboten werden
sollten. Insbesondere in der gewerblichen Hühnerhaltung aber auch bei uns im
Garten kommt es daher immer wieder zu einseitiger Fütterung, bei der die Versorgung
mit Fasern zu kurz kommt. Aufgeschlossene Nahrungsmittel wie Reis, Maismehl,
Haferflocken und entspelztes Getreide sind reich an Stärke/Energie aber arm an
Fasern. So kann es zu Durchfall und Anfälligkeit für Krankheiten kommen. Bei
wenig Platz im Garten kann die freiwillige Futterauswahl der Hühner beschränkt
sein. Besonders faserreich sind: Leinsamen, Getreidekleien, Gemüse (z. B.
Kohlrabi und besonders Wurzelgemüse wie Rote Bete, Möhre, Sellerie), Früchte
bzw. Fruchtschalen (von Apfel, Hagebutten und diversen Beeren), getrocknete
Gräser und Kräuter. Beim Einsatz von Faserstoffen kann man das Futter etwas
einweichen. Zusätzlich muss immer auf ausreichende Tränke geachtet werden, denn
wegen des Aufquellens der Ballaststoffe im Darm trinken die Tiere mehr.
Schon bei
Küken sollte auf ausreichend Rohfaser im Futter geachtet werden. So wird der
Magen trainiert, um mehr Futter fassen zu können, und die Darmflora kann sich
vielfältig aufbauen. Auch Parasiten haben es dann schwerer, es sich im Darm
gemütlich zu machen.
Ein Mangel an Rohfaser kann Federpicken auslösen.
Hühner fangen an, sich aus Langeweile, Hungergefühl oder Unzufriedenheit
gegenseitig zu picken.
Bei allen Tierarten gehören Ballaststoffe in die
Nahrung. Insbesondere bei Pferden ist eine Rohfaser-reiche Fütterung mit Heu,
Stroh und anderen Futterpflanzen Hauptbestandteil für ein gesundes Futter.
Hunde und Katze profitieren von Ballaststoffen in Form von Gemüsen, Obst und
Kräutern. Die Tiere sind um einiges fitter und die Verdauung klappt ganz
natürlich.
Auf die Bedürfnisse von Hühnern haben wir die
Hofgarten Mischung abgestimmt. Diese vielfältige Fasermischung kann ganzjährig
ergänzt werden. Das Angebot aus getrockneten Gemüsen, Kräutern und
Gartenpflanzen bietet Ihren Hühnern eine gesunde Erweiterung des normalen
Grundfutters. Auch Kräutermischungen, wie unter anderem unser Kropf-Mix und die
Grüne Neune, sind besonders reich an Fasern.
Text zur Verfügung gestellt durch: Per Naturam GmbH